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Feuchtigkeit im Erdgeschoss aus Bruchsteinmauerwerk (Natursteinwände)

Anfrage: Feuchtigkeit im Erdgeschoss aus Bruchsteinmauerwerk (Natursteinwände)

Anfrage vom 24.07.2011

Frage:
Zunächst möchte ich mich bei Ihnen für die Veröffentlichung der ausführlichen Informationen auf Ihrer Webseite zu den Themen Ursachen der Feuchtigkeit im Mauerwerk und Methoden zur Mauertrocknung bedanken, welche einen guten Überblick geben.

Da wir im Erdgeschoss unseres vor kurzem erworbenen Einfamilienhaus im nicht unterkellerten Bereich sowohl eine feuchte Außenwand als auch eine feuchte Innenwand haben, habe ich bereits mit mehreren "Fachleuten" über mögliche Ursachen und Lösungsansätze zur Trockenlegung des Mauerwerks gesprochen. Überzeugend war jedoch bisher leider keine der Gesprächspartner. Daher nun meine Frage, ob Sie einen fachkundigen Kollegen im Raum Heidelberg zur Untersuchung der Ursache und Mauertrocknung kennen und empfehlen können.

Bei dem Haus handelt es sich um einen 1996 sanierten Altbau mit einem Erdgeschoss aus Bruchsteinmauerwerk.

Stein- und Fachwerkhaus
Beispiel für ein Haus aus Mauersteine im Erdgeschoß und im I. Obergeschoss Fachwerk

Antwort:
Leider kenne ich keinen Kollegen im Raum Heidelberg.

Bruchsteine haben einen großen Wärmeeindringkoeffizienten und ein großes Wärmespeichervermögen. Während der gesamten Jahreszeit besteht daher eine Tauwassergefährdung. Besonders kritisch ist es im Frühjahr und besonders im Sommer, wenn warme Luft hereingelüftet wird, welche einige Grand wärmer ist als die Oberflächentemperatur der Innenseite. Es bildet sich so ein Feuchtefilm auf der Oberfläche. Da Bruchsteine selbst keine bzw. nur sehr wenig Feuchte aufnehmen, muss diese Feuchte an die Raumluft wieder abgegeben werden. Ein Teil der Feuchte wird durch den Mörtel in den Fugen aufgenommen. Durch den ständigen Wechsel werden Salze sowohl aus dem Mörtel eventuell auch aus dem Steinen herausgelöst. Diese Salze wirken hygroskopisch. Wenn Feuchtetransporte erfolgen, dann vorwiegend über die Mörtelfugen. Der Mörtel kann nur so weit, wie es möglich ist, ausgetauscht werden. Um die Oberflächentemperatur anzuheben, ist ein Putz zu verwenden, welcher einen kleinen Wärmeeindringkoeffizienten hat. In der Regel sind das mineralische Leichtputze oder Sanierputze. Sie regulieren gleichzeitig auch den Feuchteausgleich.

Grundsätzlich sind in Gebäuden, welche aus Bruchstein oder starkem Mauerwerk bestehen, Strahlenheizungen zu verwenden. Konvektionsheizungen verursachen eine stärkere Temperaturschichtung, das heißt, die unteren Wandabschnitte bleiben kalt und werden feucht.
Optimal sind Fußbodenheizungen oder Randleistenheizungen. Die unteren Wandabschnitte sind somit wärmer, zum Teil sogar 2 bis 3 Grad wärmer als der obere Wandabschnitt. Über viele Jahre durchfeuchtete untere Wandabschnitte trocknen so wieder ab.

Bei älterem Bruchsteinmauerwerk wurde das Mauerwerk auf das Fundament (ebenfalls Bruchsteine) aufgesetzt. Eine horizontale Abdichtung gibt es nicht. Ein Feuchtetransport erfolgt vorwiegend nur über die Mörtelfugen. Ein Kapillartransport gibt es nicht, nur ein Feuchteaustausch zwischen den Poren im Putz. Wird eine Injektage angelegt, was in den Fugen sehr kompliziert ist, so muss dieses System die Poren verschließen. Vorher muss jedoch das Wasser aus den Poren heraus. Was in der Regel durch eine Trocknung möglich ist.

Ich denke, bei Bruchsteinmauerwerk ist nur eine Vergeilung sinnvoll. Bevor jedoch mit dem hohen technischen Aufwand begonnen wird, sollte die wesentlich einfachere Methode der oben genannten Heizung zur Anwendung kommen.

Antwort von
Peter Rauch
Peter Rauch Ph.D.
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